

Mal wieder hochinteressant die Financial Times zu lesen. Diesmal Thema "wer wird neuer Chef der World Trade Organisation?" Nunmehr einziger Kandidat der französische Ex EU-Kommissar Pascal Lamy. Die FT findet ihn zu "protektionistisch", es wird ihm unterstellt er würde die Frage der Liberalisierung des Handels mit Arbeitnehmerrechten und Umweltfragen verknüpfen.Und auch sein Hinweis dass der Amazonas Regenwald von der internationalen Gemeinschaft geschützt werden müsste, hat ihm nicht nur Freunde gebracht. Nun ja, Mr. Lamy hat dies als "Missverständnis" abgetan...
So recht weiß man also nicht woran man bei ihm ist.
Fast noch spannender finde ich auch die im Artikel zitierte Aussage von Sir Peter Sutherland, Chef der Investmentfirma Goldmann Sachs und Ex WTO Direktor: "The real challenge that the WTO faces is no longer the anti-globalisation movement but rising protectionism from Europe and the US."
Ist die Anti-Globalisierungsbewegung also tot? Haben Europa und die USA verstanden dass Handelsliberalisierung der Welt nicht nur nützt sondern auch schadet? Oder sind die eigeninteresse-gesteuerten Anti-Liberalisierungstendenzen Europas und der USA einfach stärker geworden als die brachliegende Anti-Globalisierungsbewegung? Denn an Einsicht, dass Handelsliberalisierung gerade für viele Entwicklungsländer auch verherrende Folgen hat, bleibt wohl Wunschtraum...
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Rums ;)
(Ach ja - lt. Nationalratspräsident Kohl sind
Namensspielereien verboten)
Was für eine Schande! ;)
Siehe auch: http://fuckup.twoday.net/stories/693951/
Es wird wohl weniger um die Entwicklungsländer gehen, denn um die wirtschaftliche Schlagkraft Europas gegen die USA und umgekehrt. Die Liberalisierung in EU und USA haben einen neuen gemeinsamen Feind, den es in dieser Form vor 12 Monaten noch nict wirklich gab. Die wirtschaftlichen Expansionskraft Chinas. Also wird man wohl oder übel versuchen „Hüben die Drüben“ zusammen zu bringen um einen gemeinsamen „Marktinteressensverband“ (Marktinteressensverband in Anführungszeichen) zu haben gegen eben dieses von der Liberalisierung am meisten profitierende China. Sag ich mal so…
Bester Gruss, Caspar
man kann wohl sagen, china ist ein grosser markt, aber ein markt braucht ja nicht nur importe (siehe deutschland u.a. die vor diesem 'wirtschaftspotenzial' china jetzt schon den politischen kniefall machen) sondern auch exporte. ausserdem muss man auch sehen dass länder in dieser 'entwicklungsstufe' immer grosse wachstumsraten haben siehe indien.
auch china wird seine wirtschaftliche grenzen sehen und vor allem seine politischen. mit der öffnung kommen auch neue ideen ins land und irgendwann wird sich dieses land auch nicht mehr 'umerziehen' lassen. zusätzlich werden die regeln der wirtschaft immer noch in den usa / eu gemacht. das grosse märchen von der wirtschaftsmacht china wird hoffentlich bald ein ende haben.
Wie wahr, wie wahr das doch ist was Du sagst.
Aber: Die Exporte der Chinesischen Wirtschaftskraft, die Expansionskraft Chinas (Um alle Wörtchen in einem Satz gesagt zu haben) leben zu einem Gutteil davon, dass es eben diese Liberalisierung gibt. Ohne der Liberalisierung wäre die Marktüberflutung (auch so ein Wort) Europas und der USA nicht so markant. Die Angst vor China ist nicht eine Angst vor der Innerchinesischen Wirtschaft sondern die Verdrängung am Innereuropäischen und InnerUSA Markt und Produktion. Dieser „Marktinteressensverband“ richtet sich gegen eine Liberalisierung um der Chinesischen Expansionskraft die Spitze zu nehmen um damit die Innereuropäische und InnerUSA Wirtschaft zu stärken. Es ist also eine Abkehr von den Liberalisierungswünschen wie sie vom „Westen“ noch vor 18 Monaten Propagiert wurde.
Und zum von Dir genannten Märchen. Ich gehe nicht d’accorde mit der Idee, dass es ein Märchen seie und dass dieses Märchen bald ein Ende findet. Ich hoffe sogar, dass die wirtschaftliche Kraft eben in den Ländern Indien, China, Taiwan, und anderen in Südost Asien noch zunimmt, denn nur so wird das wirtschaftliche Auskommen des Einzelnen sich verbessern können. (Sofern die Kulturellen und Sozialen Strukturen aufrecht erhalten bleiben können)
Oder So. Caspar
ich weiss schon was du meinst und dass dieser "Marktinteressensverband" eigentlich paradox zum sonstigen einstimmigen tenor klingt. aber ich seh diese gefahr nicht. mir kommt vor das sagen wir mal salopp 'westliche' güter und im weiteren v.a. auch ideen / kultur eher in die genannten länder exportiert wird. vielleicht verlagern sich die produktionsstätten immer mehr dorthin aber ich zweifle daran dass der grossteil der wertschöpfung dort passiert. gut es wird irgendwann fraglich wenn sämtliche produktionsstätten abroad sind und der vorstand irgendwo in westlichen ländern sitzt, aber hat das z.b. nike bis jetzt gejuckt?
ein schönes beispiel ist indien, wo zwar einerseits bollywood inzwischen auch auf den eu/usa markt filme exportiert aber diese sich fast alle an formate aus hollywood orientieren. oder: outsourcing von call center nach bangalore, wo die mitarbeiter in der aussprache des amerikanischen mittelwesten geschult werden, die football ergebnisse des letzten wochendes und ähnliches wissen müssen, damit wenn sie dann für at&t ihre kunden betreuen gefälligst auch small talk führen können.
oder wer kennt indische mathematiker? z.b. aryabhata der praktisch die 0 erfunden hat. ich hab in der schule immer nur von griechen gehört.
ich meine dass der kulturtransfer viel stärker ist und im weiteren auch den konsum steuert. es gibt ja diesen riesigen schwarzmarkt für gefälschte marken. das sind fast zur gänze eu/usa marken.
das selbe gilt auch für industriegüter, kraftwerke, maschinen werden von eu/usa firmen gekauft und auch wenn man immer wieder von patentverletzungen hört, im endeffekt kann sich das ein land wie china nur bis zu einem gewissen grad leisten.
abgesehen davon begrüsse ich einen markinteressensverband der auf gewisse arbeitsbedingungen und umweltauflagen besteht. denke aber dass so ein protektionismus nicht akzeptiert wird. dafür glaub ich dass viele firmen diese abtrennung nach aussen nicht so leicht machen können??
Caspar